Fleurs tout court

Die Blumen heute, duften, leuchten, erfreuen!! Ganz einfach.

 

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Lesen Sie. Wie schön! Das habe ich heute morgen ganz früh bekommen. Merci bien!!

Neue Zürcher Zeitung vom 16.06.2015
Wald und Garten

Heliogabal

Wenn es Rosenblüten schneit

Andreas Honegger

In diesem Jahr scheinen die Ramblerrosen besonders üppig zu blühen. Wir haben sie so gepflanzt, dass sie hoch in die Bäume hinaufklettern und diese im Juni in ein Blütenmeer verwandeln. Und dann kommen die kräftigen Gewitter, mit denen wir die warmen Tage bezahlen, und in Wind und Wetter fliegen die Blütenblätter der Rosen davon wie ein Sturm von Schneeflocken im Winter. Einige der Ramblerrosen blühen nochmals im späteren Jahr, bei den meisten aber ist die Pracht nach einem heftigen Gewitter für eine Saison vorbei. Man muss die Blüte geniessen, solange sie vorhält! Oder mit den Worten des Zürcher Musikpädagogen Hans Georg Nägeli: «Pflücket die Rose, eh‘ sie verblüht!»

Das erinnert an die Vergänglichkeit aller Schönheit und das daraus resultierende «carpe diem»; wer das Leben geniesst und bewusst lebt, kann auch dessen Vergänglichkeit akzeptieren. In seiner überbordenden Üppigkeit lässt einen der dicke Teppich von Blütenblätter aber auch an Heliogabal denken, jenen prunksüchtigen Kaiser, der kurz das römische Reich beherrschte und an einem seiner opulenten Feste so viele Blütenblätter auf die Gäste regnen liess, dass einige unter der duftenden Masse erstickt sein sollen. Bis vor hundert Jahren gehörte es für kunstsinnige Menschen zur Allgemeinbildung, all die Mythen, Legenden, Sagen, Geschichten und historischen Anekdoten zu kennen, die während Jahrhunderten die Themen für Bilder, Skulpturen und musikalische Werke lieferten. Henze und Bussotti liessen sich von dem dekadenten Kaiser zu Kompositionen inspirieren. Sir Lawrence Alma-Tadema malte 1888 das Bild «The Roses of Heliogabal», in dem die Massen von Blütenblättern auf die Teilnehmer eines Gastmahls oder einer Orgie herabfallen. Er nahm sich die künstlerische Freiheit heraus, Rosenblätter zu verwenden, die spätantike Sammlung von Kaiserviten «Historia Augusta» erzählt die Geschichte mit Veilchenblüten. Das ist wahrer Luxus: Rosenblüten kann man jetzt mit Rechen und Schaufeln zusammensammeln,Veilchen muss man von Hand pflücken!

 

Herzlichst

Mademoiselle Julie

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