PfingstrosenPfefferminzePassionsblume

Welches ist Ihre Lieblingsblume? Das werden Floristinnen immer wieder gefragt. Die einen nennen glasklar eine Blume, die anderen antworten je nach Saison und Mademoiselle Julie wäre eher der Typ der sich windet. Viel schneller würde es gehen, Ihnen die Blumen zu nennen die ich nicht mag. Regelmässige Ladenbesucher können das an ihrer Abwesenheit in meinen Vasen bemerken. Ketzerisch? Man muss doch in meinem Beruf alle Blumen mögen werden Sie möglicherweise jetzt ausrufen! Keineswegs findet Mademoiselle. Erwarten Sie das gleiche von Ihrem Buchhändler, Ihrem Arzt, Ihrem Coiffeur oder gar von sich selber? Die Blumen welche mich umgeben mag ich ausserordentlich oder je nach Sorte liebe ich sie sogar masslos! Die abwesenden Blumen aber mögen mir meine Antipathie verzeihen. Leidenschaftliche Floristik könnte mit ihnen nie entstehen. So einfach ist es. Morgen fangen wir an. Ich werde Ihnen bis am 11. November täglich eine Blume nennen welche ich liebe. Mal sehen wie weit wir in einem Monat kommen.

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Mir kommen ganz viele Assoziationen wenn ich diese Zeilen lese! Und Ihnen?

 

Ein interessanter Artikel aus der App der Süddeutschen Zeitung:

Wochenende, 30.08.2014

Die Lieblingspflanzen der Dichter

Blühende Phantasie
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Von Anna Miller und Kerstin Greiner

Theodor Storm
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Rosen, Hartriegel, Primeln, Astern, Maiglöckchen, Stiefmütterchen, Immortelle

Mehr als fünfzig verschiedene Blumenarten kommen in den Novellen und Gedichten von Theodor Storm vor. Storm mochte es stürmisch, wild und überall sprießend: Seine Pflanzen wachsen im Garten, in Töpfen oder in der freien Natur, er war privat ein leidenschaftlicher Botaniker. Die Blumen in seinen Werken sind Zeichen für das Schicksal – mal stehen sie für den nahenden Tod, mal für die ewig währende Liebe. Die häufigsten Blumenfarben sind dabei Rot und Blau. Seine große Blumenliebe bleibt der Klassiker: die Rose. Sie wird mehr als sechzig Mal genannt. Storms nordisches Gemüt zeigt sich im Hartriegel und der Immortelle.

Joanne K. Rowling
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Baldrian, Knoblauch, Brennnessel, Salbei, Mohn, Liebstöckel

Auf dem Zauberinternat Hogwarts sagen Harry Potter und seine Freunde nicht nur Zaubersprüche auf, sondern heilen und hexen auch mit Kräutern. So brauen die Zauberschüler aus Nesseln, Schlangenzähnen, Wellhornschnecken und Stachelschwein-Pastillen ihren ersten Heiltrank gegen Furunkel auf der Haut. Und schauen mithilfe von Salbei in die Zukunft. Als Vorlage für diese Idee dienten Rowling wohl die Azteken. Sie verwendeten den Azteken-Salbei, der bei Wahrsageritualen psychoaktiv wirkt, um die eigenen magisch-visionären Kräfte zu stärken. Wer es realistischer mag, pflanzt Heil- und Küchensalbei, legt ihn aufs Kalbfleisch oder lässt ihn im heißen Wasser ziehen. Letzteres wirkt bei Halsschmerzen manchmal Wunder – ganz ohne Hexerei.

Shakespeare
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Rosmarin, Stiefmütterchen, Fenchel, Akelei, Gänseblümchen, Veilchen, Thymian, Lavendel

„Da ist Vergißmeinnicht, das ist zum Andenken: Ich bitte euch, liebes Herz, gedenkt meiner! Und da ist Rosmarin, das ist für die Treue (…) Da ist Fenchel für euch und Agley – da ist Raute für euch, und hier ist welche für mich – ihr könnt eure Raute mit einem Abzeichen tragen. – Da ist Maßlieb – ich wollte euch ein paar Veilchen geben, aber sie welkten alle, da mein Vater starb. – Sie sagen, er nahm ein gutes Ende“ spricht Ophelia in Shakespeares „Hamlet“, und zeigt damit, wie viele versteckte Botschaften in Blumen stecken können – in der Literatur und im echten Leben. Shakespeare bestimmte Blumen zuzuordnen ist dabei ein Ding der Unmöglichkeit: „Es gibt kaum eine britische Blume, die bei ihm nicht vorkommt“ sagt Bettina Boecker von der Shakespeare-Forschungsbibliothek der Universität München. Botaniker auf der ganzen Welt haben die Blütenvielfalt aus Shakespeares Werken sogar in Gärten angeordnet: in sogenannten Shakespeare Gardens. Einer von ihnen ist im Central Park in New York zu finden. Wer nicht so weit reisen möchte, besucht den Herzogspark in Regensburg – oder pflanzt sich mit wildem Thymian und Schlüsselblumen einen eigenen „Sommernachtstraum“.

Martin Suter
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Dahlie, Mirabelle, Birkenfeige, Zwergahorn, Schlehdorn, Flieder, Holunder

In Suters Roman „Der Teufel von Mailand“ erzählen Blumen und Bäume aus dem einfachen Leben: Anna Bruhin kehrt die Geranienblüten von der Straße, Gian Sprecher begutachtet entwurzelte Föhren, und im fiktiven Dorf Val Grisch, einem Dorf im Schweizer Engadin nachempfunden, leuchten Geranien und Petunien von den Balkonen. Im Roman „Ein perfekter Freund“ weht dem Leser dagegen eine Duftexplosion aus Jasmin, Rose, Maiglöckchen und Vanille entgegen. Wer seinen Balkon nach der Vorlage von Suters Buch „Der Koch“ anpflanzen will, dem ist mit Gewürzen gut geholfen: Mit Koriander, Chili, Knoblauch und Zwiebel lässt sich ein wunderbares Curry kochen. Suter kocht selbst leidenschaftlich gern. In seiner Wahlheimat Ibiza baut er sogar selbst Wein und Oliven an – zur Ernte benötigt er mehr als 30 Helfer.

Virginia Woolf
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Rittersporn, Edelwicke, Flieder, Nelke, Rose, Lilie, Dahlie

„Mrs. Dalloway sagte, sie wolle die Blumen selbst kaufen.“ Bereits im ersten Satz des berühmten Romans „Mrs. Dalloway“ spielt ein Strauß mit Rittersporn, Edelwicke, Flieder und Nelken die Hauptrolle. Was Woolf ihren Romanfiguren in die Hände und die Vasen legt, pflegte sie auch privat zu kultivieren: Woolf war selbst Blumengärtnerin. In ihrem Cottage, Monk’s House, in Rodmell am Fuße der Sussex Downs schrieb sie die meisten ihrer Romane und Essays. Sie richtete sich dazu einen Arbeitsraum im kleinen Gartenhaus unter einer Rosskastanie ein. Die Schriftstellerin lebte hier mit ihrem Mann bis zu ihrem Tod. Das Haus und der Garten sind heute im Besitz des National Trust, einer gemeinnützigen Organisation, und sind öffentlich zugänglich. Im Sommer darf in Woolfs Garten sogar gepicknickt werden.

Jane Austen
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Flieder, Geißblatt, Stachelbeere, Hyazinthe, Geranie, Rose, Reseda

Wildblumen gehörten zu Jane Austens Zeiten genauso in einen Garten wie die bunte Anordnung von Gemüse, Obst und Zuchtpflanzen. Austens Lieblingsstrauch war die „Syringa“, der Flieder. Zu den klassischen Komponenten für einen Garten oder Balkon à la Jane Austen gehören das Geißblatt, die Rose und die Hyazinthe – letztere erfreute Catherine Morland in „Northanger Abbey“. Wer einen großen Garten hat, kann einen Gehölzbereich pflanzen, der vor Nachbars Blicken schützt. Im als „Shrubbery“ bezeichneten Bereich fanden die Menschen Schutz vor Fremden und Privatsphäre für ihre galanten Konversationen – und so konnte auch die Liebesgeschichte zwischen Emma und Mr. Knightley prächtig gedeihen.

Walther von der Vogelweide
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Lindenblüte, Rose, Lilie, Heidekraut, Klee, Gras, Kräuter

So sehr er auch die unerfüllte Liebe zum Ideal stilisiert hat, wusste Walther von der Vogelweide durch die Blume das wilde Leben zu beschreiben: „Unter der Linden an der Heide, dort, wo wir unser Nest gebaut, möget ihr finden von uns beiden, Gebrochnes Gras und Heidekraut“, sang er schon zu Ritters Zeiten. Oft beschreibt der Autor die Blumen jedoch gar nicht näher: „Die Blumen im klassischen Minnesang werden meistens topisch für Freude erwähnt und nicht weiter konkretisiert“, sagt Andrea Grafetstätter von der Universität Bamberg, die zu Walther von der Vogelweide forscht. Er mag rote und weiße Blumen, und von den im Werk vorkommenden Kräutern weiß man bloß, dass sie duften. Alles andere bleibt des Minne-Schreibers Geheimnis. Konkreter wird er, wenn es um schöne Gesichter geht: „Gott wandle einen großen Fleiß/ an ihre Wänglein, und apart/ strich er sie kostbar rot und weiß/ Nach Rosen- und nach Lilienart/ so darf ich trotz der Sünden sagen/ ich schau sie immer lieber an“. Ah, wie die Liebe blüht!

Charlotte Roche
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Karotte, Avocado, Gurke

Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ liest sich wie ein Manifest für die Wiederentdeckung der Natürlichkeit – auch wenn die Beschreibungen von Achselhaaren, Schweiß und Exkrementen den Leser bisweilen an seine Grenzen bringen. Zu dieser Naturverbundenheit passen natürlich auch Pflanzen: Auch wenn Roche Gemüse und Obst weder zum Kochen noch zum Essen einsetzt, sondern für Intimeres zweckentfremdet. Die Hauptfigur in „Feuchtgebiete“, die 18-jährige Helen Memel, züchtet für ihre sexuellen Neigungen besonders gern Avocado-Pflanzen – deren Kerne sie für ihr Liebesspiel braucht. Wer seinen Charlotte-Roche-Balkon noch ein bisschen frivoler gestalten will, dem empfehlen wir die aphrodisierenden Pflanzen Erdbeere, Chili und Jasmin.

Ovid
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Narzisse, Hyazinthe, Schwertlilie, Adonis-

Röschen, Lorbeer, Linde, Eiche

Der Vater aller Dichter liebte die Liebe und die Verwandlungskunst – und vermochte in seinen Geschichten immer auch durch die Blume(n) zu erzählen. In seinem berühmten Werk „Metamorphosen“, wo Ovid in 15 Büchern von je etwa 700 bis 900 Versen die Entstehung und Geschichte der Welt erzählt, kommen Adonis-Röschen, Hyazinthe und die Narzisse vor – letztere in Form der Figur Narcissus, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt, als er aus einem kleinen Teich trinken will. Er stirbt schließlich an seiner Selbstliebe. An seiner Stelle wächst eine Narzisse aus dem Boden – und erinnert den Leser daran, dass eine narzisstische Ader nicht zu den obersten Tugenden gehört. Die Nymphe Daphne wird von ihrem Vater in einen Lorbeerbusch verwandelt, um sie vor dem liebenden Apollo zu schützen. Und das großmütige, arme Ehepaar Philemon und Baucis wird von den Göttern für seine Gastfreundschaft belohnt: Weil keiner der beiden ohne den anderen leben will, werden sie in eine Eiche und eine Linde verwandelt.

 

à demain

Mademoiselle Julie

 

 

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